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Das Geschäftsmodell
KMD Brands Limited (KMD) ist eine Holdinggesellschaft für Modeunternehmen im Surf- und Outdoorbereich aus Neuseeland. Das Unternehmen ist weltweit aktiv und vereint die Marken Rip Curl, Kathmandu und Oboz unter seinem Schirm. Die Outdoormarke Kathmandu besteht bereits seit 1987 und ist vor allem in Australasien bekannt. Erst mit den Akquisitionen des nordamerikanischen Wanderschuhherstellers Oboz im Jahr 2018 und der Surfmarke Rip Curl im Jahr 2019 stieg KMD zu einem globalen Modeunternehmen auf. 2021 zählte das Unternehmen weltweit über 500 eigene und lizensierte Läden und vertrieb die Produkte darüber hinaus bei über 8.000 Großhändlern. KMD hat eine ambitionierte und detaillierte Nachhaltigkeitsstrategie, mit der sich das Unternehmen zu Emissionseinsparungen im Rahmen der Science Based Targets, der Kreislaufwirtschaft, wiederverwertbaren Materialien und einer Zero Waste Lieferkette verschreibt.
Kathmandu ist als eine der größten Modemarken Australasiens bereits seit 2019 als sog. Benefit Corporation oder B Corp. zertifiziert. Als solche ausgezeichneten Unternehmen haben sich dazu entschlossen, einen gesonderten Weg zu gehen, und betrachten ihre Geschäftsmodelle als Hebel, um Gutes zu tun. Als Gruppe ist KMD bereits bemüht, auch eine Zertifizierung für die Marken Rip Curl und Oboz zu erlangen. Daher steht an oberster Stelle die tiefgreifende Integration des „Benefit Mindsets“ entlang aller Geschäftsaktivitäten. Dies umfasst die Beachtung jeglicher Auswirkungen eigens getroffener Entscheidungen auf Beschäftigte, Kunden, Gesellschaft, Umwelt, Anteilseigner und Menschen entlang der Wertschöpfungskette. KMD verankert das Benefit Mindset bis auf die Ebene der Beschäftigten im Unternehmen. Dafür änderte KMD u.a. den Code of Ethics dahingehend ab, dass ESG-Verantwortlichkeit fortan in den Jobbeschreibungen aller Mitarbeiter integriert ist, inklusive ESG bezogener Leistungsparameter, die Gegenstand von Feedback-Gesprächen sein werden. Für 2023 ist ebenso geplant, dass der Aufsichtsrat einen Aktionärsbeschluss über die Änderung der KMD-Markenkonstitutionen einbringt, in dem die Auswirkungen auf Mensch und Natur bei jeder Entscheidung an erster Stelle zu betrachten sind.
Position in der Wertschöpfungskette
Die Positionierung von KMD in der Wertschöpfungskette für Bekleidung ist nach unserer Definition nicht ganz einfach und stellt eine Ausnahme dar. Mit Rip Curl, Kathmandu und Oboz hat das Unternehmen zwar drei Marken im Portfolio, deren Produkte vorrangig für Outdoor-Freizeitaktivitäten ausgelegt sind, allerdings produziert KMD die Kleidungsstücke und Schuhe nicht selbst. In der Modeindustrie treten Unternehmen wie KMD häufig nur als Designer und Vermarkter ihrer entworfenen Mode auf. Das World Resources Institute hat die Bekleidungs- und Schuhwertschöpfungskette entlang verschiedener Tiers aufgeteilt, entlang der KMD als nicht-produzierendes Unternehmen in Tier 0 einzustufen ist. Tier 4 und 3 sind im An- und Abbau der Rohmaterialien wie z.B. Baumwolle, sowie der anschließenden Verarbeitung zu Fasern und Garnen tätig. Tier 2 und 1 Unternehmen weben die Fasern zu Textilien, die darauffolgend zu Kleidungsstücken verarbeitet werden.
Auch wenn die Modestücke markenintern designt werden, erfolgt die Produktion in Bangladesch, China, Indonesien, Vietnam und Thailand. Jede der einzelnen Marken ist selbst für das Qualitätsmanagement und Einhaltung der eigenen Standards verantwortlich. Neben der Veröffentlichung einer Liste von bevorzugten Materialien und Fasern hat KMD damit begonnen, ein Trackingportal für Abfälle, Wasser-, Energie- und Chemikalienverbrauch bei den Zulieferern zu installieren. Dies trägt zur weiteren vertikalen Integration der Lieferketten bei. KMD übernimmt somit entlang der Wertschöpfungsstufen das komplette Management. Nur so kann die Gruppe ihre Ansprüche einer nachhaltigen Kleidungsproduktion sicherstellen.
Quelle: KMD Brands Annual Integrated Report 2022
Dass Modeunternehmen überhaupt einen relevanten Impact haben, zeigt sich an deren Beteiligungen an den weltweiten CO2-Emissionen. Laut einem aktuellen Report von Greenpeace aus dem Jahr 2021 wird der CO2-Fußabdruck der weltweiten Lieferketten in der Modeindustrie auf drei bis zehn Prozent aller globalen Treibhausgasemissionen geschätzt, wobei verschiedene Studien auf einen Anteil von deutlich über fünf Prozent hinweisen. Damit wäre die Modeindustrie der drittschmutzigste Einzelsektor hinter der Lebensmittel- und Baubranche. Allein in der EU verursacht der Kauf von Kleidung jedes Jahr pro Kopf rund 650kg CO2-Emissionen. Befeuert wird der Ausstoß international auch durch aktuelle Trends wie Fast Fashion und der steigenden Nachfrage der Mittelschicht in wirtschaftlich aufstrebenden Nationen. In Zeiten steigender Temperaturen wird auch der Wasserverbrauch immer relevanter. Für die Produktion eines T-Shirts werden 2.700 Liter Wasser benötigt, genug Trinkwasser, um eine Person für 2,5 Jahre zu versorgen. Für eine Jeans sind es gar 8.000 Liter. Hinzu kommt die Verschmutzung von 20% des globalen Trinkwassers durch Färbung und Fertigstellung der Kleidungsstücke.
Um die Emissionen besser zu veranschaulichen, schauen wir uns schematisch die Treibhausgas-Emissionen eines weißen Langarmshirts aus Baumwolle entlang seines Lebenszyklus an. In diesem Beispiel wurde dafür Baumwolle in den USA angebaut und im nächsten Schritt in Bangladesch für den deutschen Markt weiterverarbeitet. Entlang des gesamten Lebenszyklus fallen rund 10,75kg CO2e an. Der Anbau der benötigten Baumwolle ist dabei für 12% der Emissionen verantwortlich. Der in Düngern für den Anbau verwendete Stickstoff hat ein fast 300-mal höheres Treibhauspotenzial als CO2 und ist in diesem Stadium des Lebenszyklus der Haupttreiber für den Ausstoß von CO2e. Auf den Herstellungsprozesses des Shirts entfallen 28% der Emissionen, wobei davon wiederherum zwei Drittel auf den Verbrauch von Elektrizität und ein Drittel auf Heizprozesse zurückzuführen ist. Anschließend erfolgt die Auslieferung an den Einzelhändler, was mit 3% eine untergeordnete Rolle spielt. Bei der Distribution von den Lagerzentren der Einzelhändler zu den Filialen bzw. in die Haushalte der Konsumenten durch Online-Bestellungen fallen 8% der Treibhausgase an. Problematisch sind hier die häufigen Retouren, die mehr als die Hälfte der dort entstehenden Emissionen verursachen. Kataloge, Verpackungen und die Entsorgung nach der Nutzung sind für insgesamt 18% der Emissionen verantwortlich. Der Großteil dieses Beispiels entfällt aber auf die Nutzungsphase des Shirts. Bedingt durch Waschen, Trocknen und Bügeln fallen hier 31% der Emissionen an. Potenzielles Reduktionspotenzial besteht in der Verwendung energieeffizienter Haushaltsgeräte, ebenso wie dem Waschen auf niedrigeren Temperaturen.
Rohstoffe & Vorprodukte
Ausgangsrohstoff für die Produktion von Kleidung sind immer Fasern. Egal ob Naturfasern wie z.B. Baumwolle oder chemische Fasern wie z.B. Polyester oder Viskose, wichtig bei dem Bezug dieser Materialien sind Herkunft, Einfluss auf die Umwelt und CO2-Emissionen. KMD ließ die Produkte der Marke Kathmandu dafür von der größten Peer-to-Peer Initiative der Textilindustrie, dem Material Change Index, bewerten. Dieser Index misst den industrieweiten Fortschritt sowie die Übereinstimmung der Bemühungen eines Unternehmens/einer Marke mit den Sustainable Development Goals und der Transition zu einer Kreislaufwirtschaft. Weltweit nahmen 2021 191 Modeunternehmen und Marken an dem Programm teil. Kathmandu war eines von 36 Unternehmen, welche den besten Score von 4 – „Führend“ erhielten. Branchenweit konnten innerhalb eines Jahres bereits gute Fortschritte erzielt werden. Durch eine bewusstere Materialwahl wurden 1,37 Mio. Tonnen CO2 und 643 Mrd. Liter Wasser eingespart. Bei Kathmandu wurden seit Erfassung der Daten im Jahr 2015 bzw. 2017 bereits 36 Mio. Plastikflaschen recycelt und durch den Umstieg auf u.a. recycelte Baumwolle und nachhaltig gefärbter chemischer Fasern fast 24 Mio. Liter Wasser eingespart.
Um diesen Impact sicherzustellen, arbeiten die unterschiedlichen Marken von KMD mit einer Reihe an nationalen und internationalen Organisationen zusammen. So war Kathmandu bspw. auch die erste Marke auf der südlichen Halbkugel, die von der Fair Labor Association akkreditiert wurde. Somit wird der Marke eines über globalen Standards hinausragendes Compliance Management entlang der Lieferkette attestiert. Ein weiteres exemplarisches Beispiel ist der Beitritt der Marke zu einer Kampagne der Tierschutzorganisation Vier Pfoten (Four Paws), die gegen das unethische Verfahren von Mulesing vorgeht. Beim Mulesing wird Schafen, häufig ohne Betäubungsmittel, die Haut um den Schwanz entfernt, um einen Parasitenbefall zu verhindern. Im Rahmen der Kampagne wurde Kathmandu ein Gold-Ranking verliehen, aufgrund des bereits relativ weiten Fortschritts im Vergleich mit anderen Modeunternehmen beim Bezug von Wolle aus zertifizierten Mulesing-freien Betrieben. Bis spätestens 2025 sollen alle Produkte komplett frei von Mulesing sein.
Oboz arbeitet u.a. mit der Leather Working Group zusammen, die sich für verantwortlich erzeugtes Leder einsetzt. 95% des für Oboz verarbeiteten Leders stammte aus zertifizierten Gerbereien. Rip Curl hat im Rahmen des 50-jährigen Markenjubiläums eine Kollektion aus 100% biologischer Baumwolle herausgebracht. Durch sie stieg der Anteil verarbeiteter biologischer Baumwolle auf 30%. Bis 2025 soll dieser Anteil auf 65% erhöht werden. Weitere Partnerschaften der KMD Marken drehen sich um Themen der Kreislaufwirtschaft, Recyclingfähigkeit der Produktionsstoffe und Mitarbeiterzufriedenheit.
Produktion
KMD ist kein produzierendes Gewerbe, da das Unternehmen nur als Designer und Vermarkter der eigenen Kleidung und Schuhe auftritt. Im Abschnitt „Produktion“ verorten wir daher die direkten und indirekten Emissionen des Unternehmens. Erstmalig veröffentlichte das Unternehmen einen integrierten Report über die Emissionen im Geschäftsjahr 2022 (die Geschäftsjahre enden jeweils zum 30.06. eines Jahres). Zuvor schlüsselte KMD die Emissionen spezifisch nach Marke auf. Scope 1 gibt dabei Aufschluss über die direkten Emissionen eines Unternehmens wie z.B. deren Produktionsaktivitäten. Scope 2 bilanziert die indirekten Emissionen u.a. aus dem Stromverbrauch und Scope 3 gibt Aufschluss über die Emissionen von vor- und nachgelagerten Unternehmen in der Lieferkette.
Im Geschäftsjahr 2022 stieß KMD insgesamt 498 Tonnen CO2e in Scope 1 Emissionen aus – rund 8% weniger als im Vorjahr. Ein Großteil der Emissionen entsteht nach wie vor beim Betrieb der eigenen Läden, vor allem in Form von Stromverbrauch und der zur Klimatisierung nötigen Energie. Daher liegen die Scope 2 Emissionen mit insgesamt 9.246 Tonnen CO2e deutlich höher. Hier konnte die Gruppe ein Reduktion von über 10% erzielen. Die Einsparungen gehen jedoch vorwiegend auf Corona bedingte Ladenschließungen, reduzierte Reiseaktivitäten und LED-Aufrüstungen der Läden zurück. Mit 15.066 Tonnen CO2e wird der Großteil der Emissionen entlang der Lieferketten bei Zulieferern und über Transportwege verursacht. Hier wiegt besonders schwer, dass KMD zum Teil Waren mit dem Flugzeug transportiert. Gemessen am Treibhauspotenzial für den Transport einer Tonne Fracht entlang einer Meile, sind Luftfrachten gut 47-mal so schädlich wie Transporte zur See. Dies erklärt, warum 68% aller Scope 3 Transport-Emissionen im Geschäftsjahr 2022 durch die Luftfracht entstanden sind. Laut KMD war der Anteil der Lieferungen per Flugzeug durch Corona bedingte Störungen der Lieferketten höher als üblich. Die dadurch verursachten Emissionen sollen aber im Rahmen der Science Based Targets zur Reduktion von CO2-Emissionen in der Gruppe zukünftig stärker adressiert und reduziert werden. Über die Scope 3 Emissionen wird auch der Energieverbrauch der Zulieferer bei KMD bilanziert. Hier möchte die Gruppe die eigenen Zulieferer beim Umstieg auf eine nachhaltigere Stromversorgung und bei der Umsetzung von Energieeffizienzprogrammen unterstützen.
Bis 2030 hat sich KMD ambitionierte Ziele gesetzt: Die Scope 1 und 2 Ausstöße sollen auf Basis der 2019 Emissionen um 47% oder 4,2% p.a. reduziert werden. Für Scope 3 visiert KMD eine Reduktion um 28% im Vergleich zum Basisjahr an, was einer jährlichen Einsparung von 2,5% entspricht. Diese Vorhaben hat das Unternehmen bereits bei der Science Based Targets Initiative (SBTi) eingereicht und wartet aktuell noch auf eine Rückmeldung. Die SBTi ist ein globaler Zusammenschluss aus WWF, CDP und der UN, um Best Practice Pfade zur Emissionseinsparung in den Branchen zu etablieren.
Aus unserer Sicht ist jedoch etwas negativ zu bewerten, dass sich KMD bei den Reduktionszielen zum Teil auch darauf verlässt, dass die jeweiligen Stromnetze in Australien und in den Ländern der Zulieferer nachhaltiger werden. Dies mag sicherlich eine sinnvolle Annahme sein, nichtsdestotrotz würden wir uns hier eine stärkere Initiative hin zu größerer Energieautonomie wünschen. Zwar hat KMD bereits damit begonnen, eigene Läden und Industriestätten mit Solaranlagen auszustatten. Darüber hinaus könnte sich KMD jedoch auch bspw. mit Power Purchase Agreements privat Strom aus erneuerbaren Energiequellen sichern und somit die Energiewende beschleunigen.
Betrieb
Entlang des Lebenszyklus eines Kleidungsstücks verursacht dessen Nutzung am meisten Emissionen. Zwar ist das Tragen der Kleidung per se emissionsfrei, jedoch steuert das Waschen, Trocknen und Bügeln einen erheblichen Teil zum Treibhauspotenzial bei. Je nach Fasertyp können hier 40-80% der gesamten Emissionen entlang des Lebenszyklus anfallen. Hervorzuheben ist dabei die chemische Reinigung, die durch ihren hohen Energieverbrauch mit Abstand am meisten CO2-Emissionen verursacht. Je Trocknungsvorgang fallen nahezu 350g CO2e pro kg Baumwollkleidung an. Fairerweise ist zu sagen, dass Kleidung, die ausschließlich chemisch gereinigt werden darf (z.B. Anzüge), grundsätzlich weniger oft in die Reinigung müssen. Aus diesem Grund sind die damit in Verbindung stehenden Emissionen in der Nutzungsphase trotzdem häufig niedriger als die von regelmäßig gewaschener Alltagskleidung, die maschinell getrocknet und anschließend gebügelt wird. Denn mit gut 220g CO2e je Vorgang und kg Baumwollkleidung haben auch maschinelles Trocknen und Bügeln einen signifikanten Emissions-Fußabdruck.
Gerade das zu häufige Waschen mancher Kleidungsstücke verursacht vermeidbare Emissionen. Denn zu oft werden Kleidungsstücke nach nur einmaligen Tragen bereits gereinigt, obwohl ein erneutes Anziehen möglich gewesen wäre. Auch die verwendete Waschoption hat einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Emissionen während der Nutzungsphase eines Kleidungsstücks. Ein 40°C Waschgang spart bspw. 45% der Treibhausgas-Emissionen gegenüber einer 60°C Wäsche ein. Bei 30°C gegenüber 40°C betragen die Einsparungen noch einmal 40%. Im Speziellen hängen die tatsächlich verursachten Emissionen mit dem örtlichen Strommix zusammen, weshalb sich hier recht große Bandbreiten ergeben. Mit Blick auf diesen Aspekt der Umweltauswirkungen in der Nutzungsphase hat KMD relativ wenig Möglichkeiten einzugreifen. Allerdings gibt es ein weiteres Problem: Mikroplastik.
Durch regelmäßiges Waschen lösen sich bei Kleidungsstücken auch immer Textilfasern, die durch das Abwasser über Umwege in den Ozeanen landen können. Jährlich sind das schätzungsweise 500.000 Tonnen Mikroplastik auf der Welt. Das Waschen von Kleidung trägt somit zu mehr als einem Drittel des in die Umwelt freigesetzten Mikroplastiks bei. Problematisch ist dies, da solche synthetischen Fasern nur schlecht bis gar nicht von der Natur abgebaut werden können und ihre Folgen auf das Ökosystem noch nicht umfassend ergründet sind. Über unsere Nahrungskette aufgenommen, konnte auch schon Plastik im menschlichen Körper nachgewiesen werden. Auch hier sind die gesundheitlichen Folgen noch nicht gänzlich absehbar.
KMD adressiert dieses Problem auf unterschiedliche Art und Weise. Zum einen wurde eine neue Faser entwickelt: Primaloft Bio. Seit zwei Jahren befinden sich Produkte aus diesen Fasern im Sortiment. Sie bestehen aus recyceltem Plastik und sind fast vollständig biologisch abbaubar. Darüber hinaus hat das Unternehmen standardisierte Tests zur Abnutzung von Plastikfasern implementiert, um somit die Produkte dahingehend zu optimieren. Ebenso setzt sich KMD bei den Zulieferern für spezielle Rückgewinnungspraktiken ein, mit denen Mikroplastik erst gar nicht in die Außenwelt gelangt. Auf Ebene der Konsumenten sollen dabei auch sog. GuppyFriend Waschbeutel helfen. Sie sind speziell entwickelt, um synthetische Fasern beim Waschen aufzufangen. Wie bei einem konventionellen Waschbeutel werden Kleidungsstücke aus synthetischen Fasern in die GuppyFriend-Beutel getan und dann ganz normal gewaschen. Durch den dichten Stoff des Beutels gelangen keine Fasern in das Abwasser der Waschmaschine und somit in die Umwelt. KMD bietet GuppyFriends bereits in Kathmandu Stores zum Verkauf an.
Recycling
Quelle: Website ripcurl.eu
In der EU stieg der Kleidungsverbrauch von 1996 bis 2017 um 40%. Durch Trends wie Fast Fashion und gesunkenen Preisen besitzt jeder Europäer gut 26kg Textilien und entsorgt jährlich rund 11kg. Leider wird der Großteil der entsorgten Masse thermisch verwertet (in der EU 87%), das heißt in Kraftwerken zur Energieerzeugung verbrannt. In Anbetracht des Ressourcenverbrauchs während der Kleidungsproduktion stellt dies eine enorme Verschwendung dar. Lediglich 1% der Kleidung wurde weltweit wieder zu Kleidung recycelt. Grund hierfür ist die noch unzureichende technologische Verfügbarkeit von geeigneten Prozessen und Methoden. Mit dem schwedischen Unternehmen Re:newcell widmet sich übrigens eine unserer Holdings im WIWIN just green impact! Portfolio genau diesem Thema Textilrecycling.
Alle Marken von KMD verfolgen verschiedene Projekte, um ihren individuellen Impact auf die Umwelt zu reduzieren. Nächster Meilenstein soll das Erreichen von Null Umweltauswirkungen bis 2025 sein. Aus diesem Grund ist ein Eckpunkt der Nachhaltigkeitsstrategie von KMD die Auslegung der eigenen Aktivitäten auf eine Kreislaufwirtschaft. Ein erster Schritt dahin war das 2021 von der Marke Kathmandu vorgestellte Pelorus Biofleece, welches zu 100% aus recycelten Materialien besteht. So konnte Kathmandu innerhalb eines Jahres rund 336.000 Plastikflaschen in seinem Fleece recyceln. Besonderes Augenmerk lag auch auf der Abbaubarkeit des Materials, da Neuseeland über keine Textilrecyclingwerke verfügt und daher jedes Jahr rund 220.000 Tonnen Textilien in Mülldeponien entsorgt. So ist das Biofleece zu 93,8% biologisch abbaubar. Unter optimalen Bedingungen kann der Stoff nach 646 Tagen abgebaut sein. Darüber hinaus stellte die Marke 2022 seine Umverpackung für die Lieferung von Online-Bestellung von Primärplastik auf recyceltes Plastik um, welches wiederherum selbst recycelt werden kann.
Noch besser als eine lediglich umweltschonende Entsorgung ist jedoch eine möglichst lange Lebensdauer der Produkte. Rip Curl setzt hier an und bietet Kunden weltweit Reparaturservices an. So konnten bisher fast 90.000 Uhren und mehr als 23.000 Neoprenanzüge repariert und vor der Entsorgung bewahrt werden. Zudem rief die Marke 2021 das erste australische Neoprenanzug-Recycling-Rücknahme Programm ins Leben. Dabei konnten Kunden Neoprenanzüge jeglicher Marken in Rip Curls Läden abgeben. Hintergrund war, dass die Marke ihre bereits getesteten Recyclingprogramme mit größeren Mengen beliefern wollte und die Neoprenanzüge so zu Schuhsolen, Straßenbelägen und Sicherheitsequipment recyceln konnte.
Ergebnis
Die Kleidungs- und Schuhindustrie ist einer der größten globalen Emittenten von CO2-Emissionen und hat auch durch den starken Wasserverbrauch einen enormen Impact auf unsere Umwelt. Nachhaltige Bemühungen durch Designer und Vermarkter wie durch KMD können einen großen Hebel entfalten und entlang der Wertschöpfungskette wirkliche Änderungen bewirken. Die Zertifizierung als B Corp. belegt noch einmal KMDs nachhaltige Ausrichtung. B Corporations sind Unternehmen, die Verpflichtungen aus Unternehmertum anerkennen und sich in ihren Statuten zu gesellschaftlichem Mehrwert und ökologischer Nachhaltigkeit bekennen. In einem Testverfahren lassen sie Unternehmensführung, Mitarbeiterrechte sowie Auswirkungen auf Umwelt, Gesellschaft und Konsumenten messen. Die im Jahr 2021 insgesamt im Zusammenhang mit KMD stehenden Emissionen in Höhe von rund 21.800 Tonnen CO2e zeigen aber auch, dass es noch ein weiter Weg bis zur Emissionsfreiheit ist.
Quellen
https://kathmandu001.cdn.prismic.io/kathmandu001/c39cc98f-0b33-4e83-9979-55739d86355b_KHL-Annual-Report-2021_digital.pdf
https://kathmandu001.cdn.prismic.io/kathmandu001/3477fcb2-0e94-433b-95b3-e5b80a6d7c01_Kathmandu_Sustainability_Report_2021_HR.pdf
https://kathmandu001.cdn.prismic.io/kathmandu001/ec09d9d6-6103-4e1a-87db-6160bf9a9cd6_KMD+Brands+Annual+Integrated+Report+2022_digital.pdf
https://www.greenpeace.de/publikationen/20211122-greenpeace-detox-mode-maerchen-pt1.pdf
https://www.europarl.europa.eu/news/en/headlines/society/20201208STO93327/the-impact-of-textile-production-and-waste-on-the-environment-infographic
Sadowski, M., Yan, C. & Aden, N., 2019. Apparel and Footwear Sector Science-Based Targets Guidance, WRI: World Resources Institute. https://sciencebasedtargets.org/wp-content/uploads/2019/06/SBT_App_Guide_final_0718.pdf
https://news.mit.edu/2010/corporate-greenhouse-gas-1108
https://www.kathmandu.co.nz/reducing-microfibres-guppyfriend
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Jungmichel N. The Carbon Footprint of Textiles. Systain Consulting, Berlin, Germany, 2010
Rana, Sohel & Pichandi, Subramani & Moorthy, Shabaridharan & Bhattacharyya, Amitava & Parveen, Shama & Fangueiro, Raul. (2015). Carbon Footprint of Textile and Clothing Products. 10.1201/b18428-10.